Schon lange ist klar: Die alte Arbeitswelt hat bald ausgedient. Was uns in den nächsten Jahren erwartet, firmiert unter dem Begriff New Work. Bedeutet: Alles ist digitalisiert, miteinander vernetzt und funktioniert orts- und zeitunabhängig. Bislang schien das alles zwar schon greifbar, aber irgendwie auch noch weit entfernt. Doch in den letzten Wochen sind wir dem New-Work-Zeitalter mit einem Schlag ein ganzes Stück näher gekommen…
Plötzlich war Remote Working angesagt
Plötzlich war alles anders. Um die Ausbreitung eines bislang unbekannten und noch nicht erforschten Virus einzudämmen, verabschiedeten unzählige Firmen ihre Mitarbeiter vor ein paar Wochen über Nacht ins Homeoffice. Von da an war Remote Working angesagt: Vernetztes Arbeiten. Meetings fanden per Videoschalte statt, der Zugriff auf wichtige Systeme erfolgte via Cloud und Mitarbeiter standen per Mail, Chat oder Telefon in regem Austausch miteinander.
Was wir in den vergangenen Wochen erlebt haben und in großen Teilen noch erleben, ist so etwas wie ein Realexperiment in puncto New Work. So wird allgemeinhin die neue Arbeitswelt im Digitalzeitalter bezeichnet, auf die wir mit großem Tempo zusteuern. Arbeitsweisen, die wir in der Corona-Pandemie kennengelernt haben, werden dann ganz selbstverständlich zur Normalität gehören:
Virtuelle Teams, die unabhängig von Zeit und Ort miteinander arbeiten, weil sie dank modernster Hard- und Software zuverlässig miteinander vernetzt sind.
Geschäftsreisen und der Aufenthalt im Büro reduzieren sich auf ein Minimum.
Weil damit lange Wege zur Arbeit entfallen, gewinnt der Einzelne mehr Zeit. Zeit, die zur besseren Vereinbarkeit von Job und Privatem genutzt werden kann.
Arbeitszeiten können überdies flexibler gewählt werden.
Arbeitnehmer zieht es nicht mehr zurück ins Büro
Jetzt, da viele Mitarbeiter New-Work-Luft geschnuppert haben, wollen sie nicht mehr zwingend zurück in die Old Economy mit ihren starren Strukturen, den langen und oft stressigen Anfahrtswegen zum Büro und der vergleichsweise schlechten Work-Life-Balance.
Jedenfalls hat das Bayerische Forschungsinstitut für Digitale Transformation (BITD) herausgefunden, dass etwa 42 Prozent aller Befragten mit der Arbeit von zu Hause zufrieden sind. 39 Prozent sind sogar sehr zufrieden. Lediglich vier Prozent der Befragten ziehen das Büro dem Homeoffice vor.
Trend zum mobilen Arbeiten
Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommt eine Berechnung der Unternehmensberatung McKinsey: Diese schätzt, dass aufgrund des Trends zum mobilen Arbeiten in der Corona-Krise künftig fast jeder dritte Büro-Arbeitsplatz in Deutschland überflüssig werden könnte, weil sich viele Arbeitnehmer wünschen, dauerhaft flexibler zu arbeiten.
Dass Arbeitgeber dem gegenüber auch grundsätzlich aufgeschlossen sind, zeigt wiederum eine Umfrage der WELT AM SONNTAG unter deutschen Dax-Konzernen. Dieser zufolge haben mit „der zwangsweisen Umsiedlung wegen der Pandemie (…) auch große Unternehmen fast ausnahmslos positive Erfahrungen gemacht. Wenn sie Arbeitsplätze verlagern, können Firmen gleichzeitig bei den Mitarbeitern punkten und Kosten sparen“, heißt es in dem Blatt.
Der erste Schritt in Richtung New Work ist gemacht
Alles sieht also danach aus, dass der erste Schritt in Richtung New Work gemacht ist. Allerdings kommen Betriebe nun auch nicht mehr umhin, funktionierende und sichere digitale IT-Infrastrukturen zu schaffen. Denn die BITD-Studie zeigte auch, dass knapp ein Drittel aller Arbeitgeber eher mangelhaft auf die Umstellung auf Remote Working vorbereitet war. Einer der meist genannten Gründe: Fehlende technische Ausrüstung.
Das trifft natürlich auf den einen Unternehmensbereich mehr und auf den anderen weniger zu. Besonderer Digitalisierungsbedarf besteht insbesondere im HR-Bereich. Denn im Gegensatz zu den umsatzgenerierenden Unternehmensbereichen stand das Personalwesen in den letzten Jahren nicht besonders weit oben auf der Digitalisierungs-Agenda vieler Unternehmen.
Digitalisierung des Personalmanagements: Lieber gestern als morgen
Viele HR-Manager behalfen sich mit Software-Lösungen, die eigentlich für andere Bereiche angeschafft wurden oder zur IT-Grundausstattung gehören. Laut der Studie „Digitalisierungstrends in deutschen KMU“ von Capterra arbeiteten im Jahr 2019 Personalabteilungen in 87 Prozent der Fälle mit Excel und Co.
So unangenehm die Corona-Pandemie auch war und ist: Die Krise könnte HR in Sachen Digitalisierung in die Karten gespielt haben. Denn der wochenlange Lockdown, der HR-Abteilungen ins Homeoffice katapultierte, machte den bestehenden Digitalisierungsnotstand im Personalwesen überdeutlich. Jedenfalls wollen zwei Drittel der Unternehmen – darunter Betriebe fast aller Größenklassen – zum Beispiel das Recruiting stärker digitalisieren, wie die Blitzumfrage „Recruiting in Zeiten von Corona“ belegt.
Auch der Personalentwicklung kommt sinnvoller HR-Softwareeinsatz zugute. Schlankere Prozesse und übersichtlichere Strukturen machen die Arbeit zukunftsfähig – und das nicht nur, wenn eine Pandemie die Mitarbeiter ins Homeoffice schickt.
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